Schlossparlament

[Kairi]

Natürlich kam Alex gleich zu seiner Mutter, als diese den Arm nach ihrem Sohn ausstreckte. Er kam zu ihr ans Bett, ging in die Hocke und streckte sich dann nach oben zu ihr, um Miya ebenfalls mit zu umarmen. Ja... das war ihre Familie. So wie sie im Augenblick vollständig war... aber egal wie gefühllos ein Wesen war - es hätte 100%ig gemerkt, dass es im Moment kaum eine Familie gab die zerstörter und unvollständiger war als diese hier. Allein der Anblick der Frau war niederschmetternd. Wie sie sich an Menn und Sohn krallte. Der Sohn, der seine Arme eng um seine Mutter gelegt, die Augen geschloßen hatte und sich mit aller Kraft auf die Unterlippe biss um eigene Tränen zurückzuhalten. Und schlussendlich der Mann, der den eigenen Kopf über dem seiner Frau hielt und versuchte ihr Halt zu geben... obgleich es ihm selbst wenig besser ging...
Zumindest tat es gut, wenigstens für einen Augenblick nochmal da zu sein wo sie hingehörten. Ob dieser eine Teil jemals wieder gefüllt werden würde? ... Das war eine Frage die Alex sich beim besten Willen nicht stellen wollte.

"Tze! Ja. Natürlich. Wie du meinst." antwortete Grace bissig und erhob sich mit klappernder Kehrschaufel. In ihren grünen Augen funkelte es sauer, als sie zu Genesis hoch sah. "Dann ist es ja kaum zu verübeln, dass du jetzt die Gunst der Stunde genutzt hast." Sie wich seinem entschuldigenden Blick aus und ging stattdessen von ihm weg um ihre Kehrschaufel in einem Beutel zu leeren.

[Maron]

Lief die Zeit etwas langsamer oder war dieser Augenblick des Zusammenseins doch länger, als sie anfangs gedacht hatte? Noctis und Alex...wie war es denn möglich, dass sie tatsächlich Halt schenken konnten, wo sie doch selbst beide nicht auf der Höhe waren. Es ging ihnen beiden nicht sonderlich viel besser. Und trotzdem...Miya merkte richtig, wie ihr Körper, ihr Geist und ihre Nerven Kraft schöpften. Nur aus diesem Moment, in dem sie ihre Familie um sich hatte.
Sie hob die Hand und strich Alex durch die Haare. Ihre Tränen wurden geringfügig weniger...kleiner. Sie sah zu Alex...dann hoch zu Noctis. Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn, nach welchem ihre Mundwinkel kurz nach oben zuckten und sie sich dann wieder etwas abwandte.
Miya: "...Alex..du musst es nicht zurück halten. Du hast auch...ein Recht darauf. Es ist...doch auch kein Zeichen von Schwäche..."
Noctis: "...es ist Liebe. Und die wird Gracia auch nach Hause bringen." /"Sie muss noch da draußen sein...sonst hätten wir es irgendwie gemerkt..."/

Er wusste wahrscheinlich selbst nicht richtig, wieso er ihren bissigen Ton so 'lustig' fand, dass er wieder anfing zu grinsen, nachdem sie sich abgewandt hatte um den Staub in einen Beutel zu schütten. Schadenfreude vielleicht? Naja...auf jeden Fall musste Genesis sich arg zusammenreißen, um das Grinsen doch wieder loszuwerden und ernst zu bleiben. Es tat ihm ja schließlich wirklich irgendwie Leid, dass sie es so aufgefasst hatte.
"Ach komm, Grace, das war doch nur ein Scherz!", meinte er schließlich und folgte ihr. "War nicht böse gemeint, wirklich!"

[Kairi]

Okay... das war doof. Es war doof, dass seine Eltern scheinbar von ihm 'erwarteten', dass er sich auch loslies. Er sich loslies und seiner Mutter, genauso wie dem Springbrunnen im Garten anfing Konkurrenz zu machen. Aber er selbst, Alex, wollte ja genau das nicht. Diese Tränen... man weinte vielleicht wenn jemand gestorben war. Wenn man verletzt worden war... aber das war nicht der Fall. Es war niemand gestorben und er war auch nicht verletzt worden. Er machte sich vielleicht Sorgen, ja... aber im Grunde blieb die Hoffnung, dass nichts passiert war. Wer weiß, vielleicht war Gracia einfach mit irgendjemandem durchgebrannt und war freiwillig verschwunden?? ... "Ja... die wird sie zurück bringen... wer weiß vielleicht steht sie ja irgendwann einfach vor der Tür und erzählt uns, dass sie auf einem Schulausflug war, den wir vergessen haben?" man hörte, dass der Junge eigentlich noch vollkommen in seinen gedanken war, die ihm gerade sagten, dass er mit Tränen vielleicht auch seine Hoffnung raus heulen würde..... noch ein Grund sie zu unterdrücken.

"Ja, ja. Ich weiß schon." antwortete die junge Frau kurz angebunden und verband den Beutel mit einem einfachen Knoten. Es war klar: unter für sie normalen Umständen, hätte sie jetzt anders reagiert. Schlagfertiger mit Sicherheit. Aber so... immerhin. Man konnte durchaus sagen, dass man ihr nicht anmerkte von welcher Seite Grace eigentlich stammte. "Was hältst du davon, wenn du nächstes Mal den Frühjahrputz übernimmst? Ich denke es wird dann alles nichtmehr nurnoch sauber, sondern REIN." ... okay. Da war die Gegenstichelei doch noch. verbunden mit einem ganz, ganz leichten, frechen Grinsen.

[Maron]

Was es auch war, das sie so 'lange' zusammen hier in Gracias Zimmer hielt...es war gut. Genauso wie es, zugegebenermaßen, auch irgendwo 'gut' war, dass Alex anscheinend nicht vorhatte, sich fallen zu lassen und sich irgendwelchen Tränen hinzugeben. Auf eine Weise war es ja auch...'tröstend'...war es doch auch als Zeichen dafür anzusehen, dass er Hoffnung hatte...genug Hoffnung. Dass er mit den Gedanken woanders war, als er seine Zustimmung zu Noctis' Worten und die...unwahrscheinliche 'Idee', was passiert sein könnte, gab. Miya sah trotzdem dabei zu ihm runter und wenn man sie in dem Moment gesehen hatte, hatte man zumindest den Anflug eines sehr schwachen Mundwinkelzuckens, das vielleicht ein leichtes Grinsen gewesen worden wäre, erahnen können.
Die Familie verweilte anschließend nur noch einpaar Augenblicke so zusammen. Dann trennten sie sich wieder voneinander. Stand zusammen vom Bett auf...und verließen sogar noch zusammen das Zimmer. Ja, sogar Miya ging für heute mit raus...

Genesis klappte nach Graces Gegenstichelei etwas der Mund auf...aber er grinste danach wieder. "Frühjahrsputz übernehmen? ICH? Naja...das könnte ich...soll ich so putzen? Oder lieber so?", er schnippte mit dem Finger und war im nächsten Moment in einer...naja...sehr traditionellen Putzkleidung (diese geblümten xD'), die sich aber kaum zwei Sekunden später wieder auflöste. "Das darfst du dann entscheiden." Mit diesen Worten grinste er sie noch mal an, fasste ihr kurz an den Arm und ging dann nach oben.

Nachdem Noctis Alex' Freunde wieder nach Hause - sei es nun hier in Gaya oder nach Traverse - gebracht hatte, verging der restliche Tag eigentlich so ziemlich ereignislos. Genauso wie die darauf folgenden... Ereignislos und eigentlich so ziemlich üblich...wie halt die letzten Monate auch schon. Das einzige, das sich vielleicht etwas geändert hatte, war, dass Infos über diese 'Wesen' aus Traverse nebenbei auch noch gesucht wurden und dass Miya nicht immer den ganzen Tag in Gracias Zimmer war.
Ein Monat war so...mehr oder weniger - eher Letzteres - schnell vergangen. Weiterhin ohne eine Spur von Gracia versteht sich... Es konnte doch nicht sein, dass nirgends auch nur eine Spur war. Drei Monate war sie weg...das merkte man wirklich deutlich. Immer noch. Wenn nicht an Tränen, dann daran, dass allgemein die Nerven im Schlossparlament blank lagen...Es war auch kein Geheimnis, dass inzwischen einige Leute die Hoffnung aufgegeben hatten...

[Kairi]

Wer konnte es den Wachen verdenken, dass sie immer ganz still wurden, sobald ein Mitglied der Königsfamilie an ihnen vorbei ging? Es war kein Geheimniss dass der Großteil von ihnen nichtmehr an ein Heimkehren der Prinzessin glaubten. Aber konnte man es ihnen verübeln? Bisher hatte es weder positive noch negative Nachrichten gegeben... nur immer weitere Opfer die irgendwo irgendwann gefunden wurden... manche von ihnen einfach wie alte Spielzeuge zwischen Müllsäcke geklatscht, andere beinahe liebevoll irgendwo ruhen gelassen... woran sich dieses verhalten jedoch fest machte, war genauso unklar wie die Motive. Es bestand einfach kein Zusammenhang zwischen allem was passierte. Kein System... nichts. Selbst enge Vertraute der Familie waren mittlerweile mehr als skeptisch. Unter ihnen beispielsweise auch Genesis, Lady sowieso... Rei auch... letzterer war auch der Einzige der - wenn überhaupt - auch offen sagte was er über die Sache dachte. Nicht hart oder so... aber ehrlich und der Realität ins Auge blickend. Das Ende des Liedes war dann meistens ein handfester 'Streit' zwischen Noctis und Rei, eine Miya die wieder in Tränen ausbrach, Alex der sich in sein Zimmer verzog und eine Sharlyn die zwischen beiden Fronten stand und irgendwann einfach nurnoch seufzend den Kopf schüttelte und sich selbst zurück zog. Glaubte Sharlyn noch daran? Ihr Bauch sagte, dass alles gut werden würde und die Vermisste irgendwann einfach wieder auftauchte, aber... der Kopf sagte etwas anderes.

Eine solche Situation war es auch, die die Familie diesen Abend wieder auseinander trieb. Genesis und Rei hatten diesmal zusammen versucht Noctis dazu zu überreden auch andere Dinge nicht zu vernachlässigen, woraufhin der sowieso schief hängende Freundschaftssegen vollständig nach unten brach. Am Ende folgte Sharlyn vorsichtig einem aufbrausenden Rei nach Hause - nicht ohne sich immermal wieder umzudrehen. Lady wurde von Genesis mit Heim gezerrt und Noctis blieb in seinem Büro zurück. Er beorderte andere Wachen auf die Gänge, Sharlyns und Reis Stellungen - sie hätten heute Dienst gehabt - einnahmen und verschwand dann auf sein Zimmer. Schlafen. Oder zumindest so tun als ob.

[Maron]

Wieder ein Streit, wie es sich in letzter Zeit schon fast 'häufte'. Diesmal nicht nur mit Rei, sondern auch noch mit Genesis. Ausgerechnet mit den beiden. Noctis' Laune war direkt in den Keller gefallen, was man letztlich auch an seiner Lautstärke mitbekommen hatte. Miyas Augen waren wieder nicht trocken geblieben. Nicht nur, weil die beiden gegen ihre Hoffnung, an die sie sich so verzweifelt klammerte, hämmerten, sondern auch allgemein. Sie hasste es, wenn Noctis laut wurde...wenn er sich mit irgendjemandem stritt. Wenn es überhaupt Streit im Schlossparlament gab. Kein Wunder also, dass sie schon vor dem Ende - um genau zu sein schon in der Anfangsphase - nach oben gerannt war. Mit dicken Tränen und sich die Ohren zuhaltend - sie redete sich ein, ihren Mann immer noch zu hören - lag sie auf dem gemeinsamen Bett...
Noctis selbst hielt, nachdem Rei und Genesis - Letztgenannter mit Grace im Schlepptau - gegangen waren, nicht mehr viel in seinem Büro. Rei und Sharlyn wurden noch ausgewechselt dann ging er auch schon hoch. Als er in seinem und Miyas Zimmer ankam, schlief Letztere bereits. Mehr oder weniger ruhig und fest. Mit einem einzigen Fingerschnippen machte er sich dann fertig und hatte auch seine Frau in ihr Nachthemd gehüllt. Mit ihr im Arm kühlte er ganz langsam ab...und fand irgendwann auch halbwegs so viel Ruhe, dass er etwas schlafen konnte...

Niemand bekam mit, wie kurz vor Mitternacht aus der Dunkelheit heraus die vermisste Prinzessin vor dem Schlossparlament auftauchte. Wie Roy ihr in DWDNW gesagt hatte, war er im selben Moment schon wieder weg. Ohne dass sie oder irgendjemand sonst ihn gesehen hätte. Das würde sein letztes Portal für eine unbestimmte Zeit gewesen sein. Es führte ihn in eines der 'Blicklöcher'. Das, von dem eigentlich sogut wie niemand etwas wusste...nicht dass das Wissen über diese Löcher allgemein sehr verbreitet war. 'Im' Verbindungstunnel zwischen Gaya und Traverse. In einem Raum, der ursprünglich als achter Notwerfteingang genutzt werden sollte, aber nie zu Ende 'gebaut' wurde. Wie lange konnte er wohl hier bleiben? Wie ging es Shania? ...Man...er war kaum fünf Minuten weg, schon machte er sich...Sorgen. Unnatürlich...

[Kairi]

Die gesamte Flucht dauerte zumindest für Gracia nichtmal eine ganze Minute. Roy war gekommen, hatte ihr hoch geholfen... sie waren verschwunden und jetzt stand sie hier. Mutterseelenallein vor einem riesigen Gebäude mit dem Namen Schlossparlament in Gaya. Dem Ort an dem ihre Familie schlief und den sie ihr Zuhause nannte und den sie seit über 3 Monaten nichtmehr gesehen hatte und...
So schnell sie konnte rannte Gracia auf die Tür zu und wollte sie rein drücken... doch es funktionierte nicht? Seit wann war denn die äußerste Tür zu, normalerweise km man doch rund um die Uhr zumindest in die Eingangshalle, nur die familiären Bereiche wurden gesperrt...
So fest sie konnte ruckelte das Mädchen an der Tür und klopfte 3 Mal fest dagegen, bevor sie sich suchend umsah. ... Keine Wachen da? Seit wann waren denn um das Schloß keine Wachen mehr postiert?? Nochmal sah Gracia suchend um sich, auf dem gesicht langsam richtige Verzweiflung. Sie wollte nach Hause! Sie wollte jetzt in ihr Zimmer, ihre Eltern sehen, Alex... sich in ein bett legen und schlafen in den Armen ihrer Familie und... "MACHT DIE TÜR AUF!!!" rief Gracia laut und hämmerte wieder gegen das Tor. Das konnte doch nicht wahr sein!! Wie um alles in der Welt... WARUM?!! "Wenn ihr glaubt, dass mich Mauern noch länger davon abhalten werden dort hin zu kommen wo ich hin will..." fauchte sie und in den Augen des Mädchens blitzte ein nahezu furchterregender Wille.

... Wie genau Gracia es nun bewerkstelligte, war ihr selbst wohl ein Rätsel. Von irgendwoher - tief aus sich - kam auf einmal eine kleine, winzige Menge Energie. Wie ein Funken eigentlich nur. Er reichte für nicht viel... aber dafür dort hin zu kommen, wo sie jetzt hin wollte. Nämlich nach oben. Die Mauern nach oben zu ihren Eltern. Oh und nichts und niemand würde sie davon abhalten!! ...
Es war Magie, die Gracia half an den Mauern nach oben zu ihrem Zimmerfenster zu klettern. Die Magie des Lichts, die ihr über die Monate in der Dunkelheit in ihrem Herzen geblieben waren. Nicht schwach, aber einfach zu müde um sich voll zu entfalten...
Mit einem lauten Krachen ging die Fensterscheibe zu Bruch und Gracia fiel plump mit dem Rücken vorraus auf den harten Parkettboden. Ein gedämpftes Keuchen und das Schnappen nach Luft konnten von ihr gehört werden...

[Maron]

Ein Klopfen...falsch, Klopfen war das falsche Wort dafür. Hämmernde Geräusche hallten in Miyas Ohren wider. Drei Mal...Pause...und dann wieder. Es kam von Unten. Vom Eingang. Wieso nur konnte sie nicht aufstehen? Da war jemand...Gracia. Sie wusste es genau. Sie spürte doch immer, wenn ihre Kinder nach Hause kamen! Aber irgendwas hielt sie im Bett...ließ sie nicht herunterrennen um ihre Tochter endlich in die Arme schließen zu können. Doch dann...die Geräusche ließen nach. Sie entfernte sich. Gracia ging weg. Miya konnte immer noch nicht aufstehen, um sie doch noch aufzuhalten...
"NEIN!", die blonde Frau schreckte hoch. Schwer atmend sah sie im dunklen Schlafzimmer um sich. Sofort liefen die ersten Tränen. Es war ein Traum gewesen...nichts weiter als ein Traum, dass Gracia zurück war. Ein Traum, nichts weiter...sie spürte auch nichts.
Dass sie mit der Annahme ja eigentlich falsch lag und ihre Tochter ganz nah war, war ihr nicht klar. Dass sie sie nicht spüren konnte, lag vermutlich einfach an ihrer aktuellen 'Gefühlslage'. Auch Noctis, der durch ihren kleinen Schrei ebenfalls wieder wach geworden war, konnte sie nicht beruhigen. Die Tränen liefen. Mit der Erzählung von ihrem Traum wurde es noch schlimmer. Er hielt es freilich nur für einen Traum...sah also nicht umher, ob vielleicht doch was Wahres dran war... Auch von dem Krach der verbrechenden Glasscheibe, bekamen beide nichts mit...

Dafür aber eine...'etwas' zerstreute Wache, die gerade auf dem Gang herumlief. Noctis musste wirklich nicht klar bei Verstand gewesen sein, als er diesen Mann für die heutige Nacht eingeteilt hatte.
Vor Schreck war er zusammengezuckt, als das Geräusch vom zerbrechenden Fenster ertönte, gefolgt von einem Rumpsen. Nachdem sich das aber gelegt hatte, lief er zu Gracias Zimmer...natürlich nicht ohne einmal fast über seine eigenen Füße gestolpert zu sein. Er musste tatsächlich verwirrt sein...
"Wer ist da?! Zeigen Sie sich!", er sah im Zimmer umher...und stieß kurz vor dem Fenster schließlich auf jemanden, der seiner Ansicht nach nicht hier her gehörte. "Wie können Sie es wagen, in das Zimmer der Prinzessin einzubrechen?! Ich..ich fürchte, ich muss Sie unter Arrest stellen!"
Inzwischen stand er genau vor ihr und zog sie - eher unsicher als fest - am Arm auf die Beine. Immer noch erkannte er sie nicht...sondern führte sie allen Ernstes ab. "Verteidigende Worte können Sie später an Zuständige richten."

[Kairi]

Wenn Gracia mit allem gerechnet hatte... aber nicht damit. Eine Wache war kurz nachdem sie auf den Boden gefallen war und ernsthaft damit zutun hatte wieder Luft zu bekommen in das Zimmer geplatzt und... Das konnte doch nicht dem sein ernst sein?? Was für eine Pfeife war das denn?!
Genauso unsanft wie unsicher zerrte der Mann Gracia am Arm hoch und faselte irgendetwas von wegen 'Zimmer der Prinzessin' und 'unter Arrest stellen'... Das Mädchen starrte die Wache an wie ein Auto. unfähig irgendetwas zu sagen. Erkannte er sie etwa nicht? Wie konnte eine Wache sie denn nicht erkennen, jeder kannte doch die 'Prinzessin'! Jeder dahergelaufene Trottel kannte sie, wusste ihren Namen und konnte ganz genau sagen wie se aussah und... ausgerechnet der?!!
...
Widerstandslos lies Gracia sich dann von dem Mann abführen. Sie ignorierte, dass er sie vollkommen falsch hielt und eher ihre Hände abdrückte als sie effektiv zu halten. Genauso wie sie ignorierte, dass er ihr mehrmals in die Hacken lief und deswegen beinahe umschmiss. Gefolgt von einem gemurmelten 'Entschuldigung' und einem darauf folgenden lauten Anranzer, sie möge doch ordentlich laufen. Was hatte Noctis sich dabei gedacht eine solche Pfeife in die Garde aufzunehmen und den wichtigsten Teil des Schloßes zu bewachen?? "Die Kombination für den Wagen ist 24121504... damit es auf geht, müssen sie innerhalb von 2 Sekunden den Schlüssel gedreht haben..." murmelte das Mädchen leise und mit verschränkten Armen, als die Wache schwitzend über dem codierten Schloß des Autos hing und es nicht auf bekam. Er hatte die Handschellen vergessen und... Warum eigentlich darüber reden?

[Maron]

Wieso hatte er noch mal Garde werden wollen? Diese Frage stellte sich der Mann inzwischen sicherlich nicht das erste Mal. Ihm unterliefen so viele Fehler...einige bemerkte er, andere nicht. Er lief dem Mädchen ständig in den Hacken und sagte von sich selbst, dass er wohlmöglich nicht mal den angemessenen Respekt einflößte. Das am Wagen, dass Gracia ihm sagen musste, wie es zu öffenen war, war so unheimlich peinlich für ihn, dass er es zwei weitere Male nicht hinbrachte. Aber immerhin konnte er Auto fahren...das war ja schon mal ein Trost.
Am Ziel, dem Gefängnis, angekommen, wartete aber direkt die nächste Peinlichkeit auf den Ärmsten. Er 'durfte' sie in der Zelle selbst fest machen...tja...wäre da nicht das Problem, den passenden Schlüssel zu finden. Am Bund war er nicht...keiner von ihnen passte. Es sah fast so aus, als wäre er der absoluten Verzweiflung nahe, als er zu Gracia runter sah.
"Digger, hast du noch nen Schlüssel? Irgendwie fehlt der von dieser Zelle...", rief er schließlich nach draußen.
Seinem 'Spitznamen' kam der Gerufene wahrlich nach. Ein stämmiger...finster und irgendwie doch...müde dreinblickender Mann kam in die Zelle gewatschelt. Ein Mann, der eigentlich eine Brille hätte tragen sollen, es aber nicht tat und daher vermutlich Gracia auch nicht erkannte. "Was?"
Garde: "Ich...ich find den Schlüssel zu den Dingern hier nicht.", er deutete auf Handfesseln, die quasi aus der Wand kamen."
Digger: "...Meine erste Nachtschicht seit drei Wochen und dann sowas...du hast den falschen Bund genommen! Der Bund ist für den linken Trakt!"
Garde: "Oh...oh das ist...", ihm schoss die Röte ins Gesicht.
Digger: "Geh wieder zurück ins Schlossparlament, ich mach das schon!", grummelte er und schob die Garde einfach aus der Zelle. Um den Rest kümmerte er sich dann tatsächlich. "Mmpf...wieso haben neuerdings alle jungen Frauen so fuchtbar lange Haare?", mit diesen Worten verzog er sich und schloss die Tür ab.

[Kairi]

Wie betäubt - mit einem Gesicht wie aus Marmor gehauen - hatte Gracia einfach nur stur geradeaus gesehen, während diese unfähige Wache am Schloß der Handschellen herumprobiert hatte. Irgendwo in ihrem Kopf regte sich sowas wie Ungläubigkeit. Ungläubigkeit über das eigene Schicksal. Wie war es denn nur möglich, nach über 3 Monaten nach Hause zu kommen und niemanden zu haben, der einem die Tür auf machte? Wie war es denn möglich, dass man dann versuchte nach oben zu klettern, es schafft und dann von einer der eigenen Wachen - die eigentlich dazu da waren sie und ihre Familie zu schützen! - als Einbrecherin verhaftet zu werden? Und welcher Fluch lag auf ihr, dass man sie jetzt nach nicht ganz einer Viertelstunde in Freiheit schonwieder in eine Zelle steckte?!!

Vollkommen stumm lies Gracia sich die Eisen anlegen und sah wortlos zu wie der dazu gekommene Wärter - der sie im übrigen auch nicht erkannte - die dicke Stahltür hinter sich verschloß. RUNKS. Klick-klack. ... Weg war die Freiheit. Mit einem dumpfen Schlag lies Gracia den Kopf seitlich gegen das Mauerwerk schlagen. Immernoch ohne erkennbare Muskelbewegung im Gesicht. Wieviel Pech konnte man denn eigentlich haben? Das war doch nicht möglich! Soooo kurz war sie vor dem Ziel gewesen und jetzt... wieder Ketten! Das durfte doch alles nciht wahr sein. "... Ich... bin... wohl einfach zu doof um frei zu sein..." Das waren die ersten Worte die Gracia irgendwann wieder von sich gab. Zusammen mit einem Blinzeln. "Ich bin... einfach zu doof dafür..."

[Maron]

Von alledem, von Gracias...spärlicher Reaktion und ihren ersten Worten in dieser Zelle...oder allgemein in Gaya, bekam niemand mehr etwas mit. Keine Wache im Gefängnis und schon gar nicht Dígger. Der saß wieder vorne an seinem Schreibtisch und schüttete sich Kaffee in den Rachen. Nachtschicht war der blanke Horror, vor allem weil Nachts zumeist die schlimmsten kamen.

Auch im Schlossparlament bekam davon natürlich niemand etwas mit. Nein, eigentlich war es eher der Fall, dass Noctis ganz langsam dem Erfolg entgegenblicken konnte, seine Frau etwas beruhigt und sie sanft in den Schlaf gestreichelt hatte. Selbst war er nicht müde. Absolut nicht. Wieso sollte er auch?
Die Stunden bis zum Morgen vergingen daher für ihn auch unheimlich schleppend, während er Miya weiterhin im Arm hatte und ihr beim Schlafen zusah. Sobald man jedoch ohne 'schief angeschaut zu werden' das Zimmer verlassen konnte, tat er es auch. Am Ende des Flures, an der Treppe, war es mit der Ruhe aber auch wieder vorbei. Die Garde, die Gracia verhaftet hatte, kam ihm von seiner letzten Tour diese 'Nacht' entgegen. Man sah ihm immer noch an, dass ihn das vorhin total fertig gemacht hatte.
Noctis: "...Guten Morgen. Irgendwelche Vorkommnisse?"
Garde: "J..ja Sir, in der Tat! Heute Nacht ist jemand in das Zimmer Ihrer Tochter eingebrochen...durchs Fenster. Sie hat es zerbrochen. Ich habe sie vorrübergehend ins Gefängnis gebracht."
Noctis: "...-_-...zu wann ist das Verhör angekündigt?"
Garde: "Gegen Nachmittag, Herr."
Noctis: "Ich werde das selbst machen, bitte richten Sie das Ihren Kollegen aus. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen, ich muss dafür sorgen, dass die Fensterscheibe ersetzt wird. Ihre Schicht ist ebenfalls beendet."
Garde: "Sehr wohl."

Die Wege der beiden trennten sich jedoch erst am unteren Ende der Treppe. Noctis ging in sein Büro, die Garde...naja...noch Bescheid geben und dann vermutlich nach Hause. Bis zum besagten Nachmittag blieb der König dieser Welt auch fast ausschließlich in seinem Arbeitszimmer. Erst kurz bevor er zum Gefängnis fuhr - wohl bemerkt selbst - gab er auch Miya und Alex bescheid, was letzte Nacht vorgefallen war. Seine Wut über diesen Vorfall konnte und wollte er nicht verbergen. Er hatte sie ja auch in den letzten Stunden nicht wirklich zurückgehalten...
...Schließlich im Gefängnis angekommen, sprang der Wärter direkt vom Stuhl auf, als er ihn sah. Das Anliegen war schnell geklärt. Der jetztige Wärter hatte Gracia noch gar nicht gesehen...sein stämmiger Vorgänger hatte ihm nur gesagt, dass jemand Neues reingekommen war.
Noctis: "Sie können wieder nach vorne gehen, ich erledige das selbst!", seine Worte ließen keine Widerrede zu. Also gab der Wärter ihm den Zellenschlüssel und verzog sich wieder zurück zu seinem Platz.
Es dauerte nur wenige Sekunden, da war das Schloss geöffnet. Er stemmte die schwere Tür auf, fast als wäre sie nur ein Seidentuch. Das Gesicht...wütend. Immer noch. Ohne Abstriche. Hatte er denn überhaupt die Geduld für so ein Verhör?
Zum Gluck musste man keine Antwort auf diese Frage finden. Denn als die Tür komplett geöffnet war, veränderte sich seine Miene schlagartig. Ungläubig....unverwandt. Seine Hände rutschten von der Tür weg. Bekam er überhaupt mit, dass sein Herz einen Moment aufhörte zu schlagen und dafür danach umso schneller schlug? Vermutlich nicht. Er merkte eigentlich gar nichts. So war er auch nicht fähig, ein Wort herauszubringen. Keinen seiner Gedanken, obwohl sie noch so simpel und immer dasselbe waren, in Worte zu fassen....er sah das Mädchen mit den langen blonden Haaren einfach nur an....

[Kairi]

Irgendwann hatte Gracia sich in der Zelle einfach mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt, die Augen geschloßen, ihre Arme verschränkt und gewartet. Das Frühstück, welches durch einen Schlitz in der Wand geschoben wurden war, lag genauso unberührt da wie eine Flasche Wasser und allgemein alles in der Zelle. Hatte Gracia geschlafen? Vielleicht. Wenn dann aber sicher weder tief noch sonst irgendwie 'entspannt' oder lange. Und eben im Stehen. Wenn man Gracia jetzt so betrachtete... man sah ihr die vergangenen Wochen... Monate doch ziemlich deutlich an. Die Augen waren dunkel hinterlegt und wirkten müde. Ihren Glanz hatten sie verloren und allgemein schienen sie jetzt sehr verschlossen und... anders eben. Die langen blonden Haare hingen strähnig und kraftlos auf dem Rücken, bis in die Kniekehlen hinein und unterstrichen den leicht gräulich- gelben Schimmer der schmutzig wirkenden Haut. Allgemein wirkte sie ungesund und eher tot als lebendig. Die Arme zerkratzt, die Hände an manchen Stellen aufgescheuert, allgemein mager, muskulöser und sehniger...
Konnte man es den Wachen bei ihrem Anblick eigentlich verübeln, dass sie sie nicht erkannten? ... Eigentlich nicht.

Es war das leise Quietschen der Tür, das Gracia den Kopf ein Stück heben lies. Gerade so weit, dass sie sehen konnte, dass die Tür sich geöffnet hatte und ein paar Schuhe auf der Schwelle standen. Es waren glänzend, saubere Lederschuhe auf welche sich eine schwarze Stoffhose legte. Für einen kurzen Moment zuckte Gracias unteres Augenlid etwas. ... Es dauerte ein paar Momente, bis sie den Kopf dann hob - dem Anzug zum Gesicht des Mannes folgte. Schwarze Haare umrahmten das Gesicht eines Mannes. Ein Gesicht, dass sie nur zu gut kannte. Dieses Gesicht... Tränen schoßen ihr in die Augen. "Ich will nach Hause..." hauchte Gracia leise, zittrig und kaum hörbar. Den Blick immernoch auf das Gesicht des Mannes gerichtet. Die Tränen hinterließen feuchte Spuren auf ihren Wangen, während die Ernsthaftigkeit von dem Mädchen abfiel und man sah wie sie mehr oder weniger in sich zusammen sackte. "Papa, ich will nach Hause..." sagte sie nochmal, diesmal etwas lauter. Es klang nurnoch eines flehend. Flehend aus dem grunde ihres Herzens.

[Maron]

Hätte er etwas in der Hand gehabt, wäre es spätestens jetzt, bei Gracias gehauchten Worten, zu Boden gefallen. Noctis' Augen waren etwas geweitet und sahen noch immer...undeutbar zu seiner Tochter. Sie war da...am Leben...es war keine Einbildung... Diese 'fremde' Ernsthaftigkeit aus ihrem Gesicht verblasste...nach und nach, mit jeder Träne. Ihr Flehen, endlich nach Hause gehen zu dürfen, hinterließ einen Schauer auf seiner Haut und war das Letzte, das zu Tränen seinerseits gefehlt hatte. Mit schnellen Schritten ging er auf sie zu. Im selben Moment, in dem er zum Stehen kam, waren ihre Handfesseln bereits (magisch) geöffnet und sie lag in seinen Armen. Er drückte sie liebevoll an sich...sogar ein Außenstehender konnte spüren, was gerade alles in dieser Umarmung steckte... Liebe, Geborgenheit, Erleichterung...alles.
"Wir gehen jetzt.", flüsterte er leise und verließ - seinen Arm um sie gelegt - mit ihr die Zelle. Vorne am Eingang erschrak der Wächter sichtlich. Noctis brauchte nichts sagen...der Mann wusste schon, dass spätestens morgen früh ein Brief hier liegen würde, der einiges an 'Ärger' bedeutete. Die Fahr nach Hause ging dann unglaublich schnell. Und das obwohl Noctis nicht viel anders fuhr, als sonst...

In dem Moment, in dem das Noctis das Auto abgestellt und mit Gracia ausstieg, war Miya mit Alex zusammen oben. Was sollten sie groß anderes machen? Aber dann, mitten im Satz - worüber auch immer sie sich gerade unterhalten hatten - stockte die Frau ab und drehte sich in einer schnellen Bewegung zur Tür. In diesem Augenblick hatte Gracia unten ihren Fuß über die Türschwelle gesetzt. Spürte sie sie jetzt? Anscheinend, denn schon in der nächsten Sekunde wandte sie sich noch mal kurz zu Alex...und lief dann, schneller als man es im Moment von ihr erwarten würde, den Flur entlang und hinunter in die Eingangshalle....
Auf der untersten Stufe kam sie zum Stehen. Sie sah Noctis....und Gracia. Sie schlug die Hand vor den Mund und die ersten großen Tränen liefen direkt ihre Wangen herunter. Es waren andere, als die, die sie in den letzten Monaten vergossen hatte. Ihre Schritte waren langsam und...'wackelig', als sie dann auf ihre Tochter zukam. Wie groß die Eingangshalle doch war...das fiel einem jetzt erst wieder richtig auf.
Miya streckte ihre Arme aus...und nahm letztlich Gracias Gesicht in die Hände. Ihr eigenes war schon wieder komplett nass, doch das Lächeln auf ihren Lippen... Einen langen Moment sah sie ihrer Tochter in die Augen, musterte sie. Strich ihr mit den Daumen über die Wangen. Und letztlich...zog sie sie schnell und doch sanft in ihre Arme.
Miya: "......Du bist wieder....wieder da! Endlich bist du...zurück.......Alex, sie ist da!", wimmerte sie leise und doch konnte man es durch die ganze Halle hinweg hören. Jeder hier, alle Bediensteten, mussten in diesem Moment den Atem angehalten haben. Und Miya...sie musste auch wieder gewusst haben, dass ihr Sohn indes ebenfalls hier war...

[Kairi]

Eigentlich hatte Noctis seine Tochter eher tragen als nur führen müssen. Kaum hatte der Vater sie wieder in die Arme geschloßen und mit Tränen in den Augen an sich gedrückt... das hatten Gracias Beine endgültig unter ihr nachgegeben. Zusammengebrochen war das Mädchen. Und zwar wirklich. Die gesamte Autofahrt zog dann an Gracia vorbei als wäre sie ein Film. Die ganze Zeit mit Tränen in den Augen... ohne wirklich einen klaren Gedanken fassen zu können. Nichtmal ansatzweise gelang es.
Das Wiedersehen mit ihrer Mutter und Alex - welcher vollkommen verdattert hinter ihr her stolperte - fühlte sich dann ebenso unwirklich an. Ihre Berührungen... Miya berührte ihre Tochter im Gesicht und zog sie dann an sich... das alles fühlte sich so unwirklich an! Unwirklich, aber auch... unendlich gut... Wieder fühlte Gracia ihre Kräfte schwinden. Was war los? ... Wahrscheinlich war genau dieser Moment jetzt einfach zu viel... "Mum... Mama..........." flüsterte sie leise und versuchte sich mühsam auf den Beinen zu halten, nebenbei noch mit eiskalten, feuchten händen nach Alex zu tätscheln, der vollkommen verwirrt und doch erfreut - auch mit nassem Gesicht - bei ihnen stand.
Was für Gedanken konnte man in einem solchen Moment haben? Gab es überhaupt Gedanken und Worte die ein solches Gefühl wenigstens annähernd beschreiben konnten?
...
Eine Umarmung der ganzen, nun wieder 4köpfigen Familie folgte, woraufhin das gesamte Schlossparlament - alle die es sehen konnten - in Jubel ausbrachen. Alex schrie einfach nur einmal laut, "SIE IST WIEDER DA!!" Dann kamen sämtliche Bedienstete zu ihnen gerannt um die Jüngste, bis eben verschollene Tochter zu beglückwünschen und Informationen zu bekommen...
Aber zu einem weiteren Wort von eben dieser kam es nicht. Nur ein unheimlich unsicheres Lächeln von überall her wo die Hände auf sie einstürmten... so viele Menschen... Irgendwann - nach nichtmal einer vollen Minute - sackte Gracia einfach nach unten weg und fiel beinahe leblos zu Boden.

[Maron]

Die Familie war wieder komplett...nach so langer Zeit. Nach so vielen Tränen. Die Umarmung aller vier zusammen war etwas...ganz Besonderes, auch wenn sich die drei, die sich die letzten Monate gesorgt hatten, schon irgendwie sicher waren, dass es eigentlich zu viel für Gracia war. Zu viel auf einmal. Sie war ja vorher schon nur ein 'Schluck Wasser' auf zwei Beinen. Als dann die ganzen Bediensteten, vollkommen aus dem Häusschen, auf die Familie zukamen und Gracia...ja...beglückwünschten, war vorhersehbar, dass die Prinzessin das nicht durchhalten würde. Sie sackte zusammen. Nach nicht ganz einer Minute schon. Es dauerte dann wiederum nur Sekunden, bis Noctis sie auf seinen Armen hatte und die Bediensteten sich zurückgezogen hatten.
Endlich wieder zu viert zog sich die Familie dann nach oben zurück. Gracia sollte Ruhe haben und wieder zu Kräften kommen können. Noctis brachte seine Tochter in ihr Zimmer - das Fenster wurde vor gut einer Stunde fertig auswechselt - und legte sie ins Bett. Miya kniete sich neben dieses. Ihre Freudentränen waren immer noch nicht ganz getrocknet...
Miya: "Kannst du...nicht noch was tun?"
Noctis: "Sie ist nicht verletzt oder krank...sie ist nur vollkommen fertig, das legt sich allein wieder. Sie braucht nur Zeit und Ruhe."
Miya: "Mh...vielleicht solltest du...Sharlyn, Rei und Genesis Bescheid geben..."
Noctis: "...Sie müssten nachher doch eh noch herkommen, kein Grund zur Eile..."
Miya: /"*seufz*...immer noch sauer..."/

[Kairi]

...
Es dauerte Stunden, bis Gracia wieder wach wurde. Es war später Abend, über Gaya hing schon die Dunkelheit, als das Mädchen schließlich müde ihre Augen auf schlug. Alles sah aus, wie durch einen dicken grauen Schleier. Selbst der weiße Teppichboden auf dem hellen Parkett wirkte mehr grau als alles andere. War sie wirklich wieder zuhause? Hier sah es nicht anders aus als im Kerker. Hier war eigentlich nichts wichtiges... nichts was man wirklich brauchte, alles nur... alles nur Sachen die... die das Leben vielleicht vereinfachten... aber letztendlich nicht das waren, was man als 'notwendig' beschreiben konnte. In den letzten 3 Monaten hatte sie ja gesehen, was man alles brauchte um überleben zu können. Einmal am Tag irgendetwas zu essen, abgestandenes Wasser und genug einfallsreichtum was alles andere anging. Mehr brauchte man zum Überleben nicht. Zum Leben aber... Der Wecker piepste leise und lies Gracia zu ihm sehen. Es war halb 7 ... Zeit zum Abendessen. War es halb 7 gewesen? ... Was bedeutete halb 7 eigentlich? War halb 7 früh oder spät oder... ....
Noch während sie darüber grübelte, fiel ihr auf einmal auf, wie sehr ihr eigentlich alles weh tat. Kopf, Arme, Beine... Sie fühlte sich ausgequetscht wie eine Zitrone, die 5 Stunden auf der Saftpresse gedreht wurde. Ausgehölt bis auf die äußerste Schale... mindestens. Und als Gracia sich dann ein Stück aufsetzte brach ein beinahe lähmender Schmerz durch den Rücken des Mädchens. Hatte er doch noch was abbekommen, bei dem Sturz ins Zimmer? ...
Mühsam rappelte das Mädchen sich auf und tappste schwankend zur Tür, an welcher sie sich fest krallte. Auf machen... und auf den Gang. Er war menschenleer... waren nicht normalerweise immer Leute hier? Sich immerwieder an der Wand festhaltend und unheimlich gebückt schleppte das Mädchen sich schließlich nach unten und in den Essenssaal. Mit dem ganzen Gewicht wurde die Tür so weit auf geschoben, dass sie rein konnte... Und da saßen sie alle. Noctis, Miya, Alex, Sharlyn, Rei, Genesis, Lady... ..... "Habt ihr... habt ihr schon etwas gehört...??" Von wem sie sprach... war wohl nur für sie selbst klar.

[Maron]

Nach einpaar Stunden waren Noctis, Miya und Alex nach und nach aus Gracias Zimmer gegangen. Erstgenannter eben auch als Erstes...er hatte sich doch noch dazu breitschlagen lassen, noch vor ihrem normalen Kommen bei Rei, Sharlyn und Genesis durchzurufen. Dafür war er rausgegangen. Kurz darauf war Alex gegangen...und schließlich auch Miya. Später kam es dann noch soweit zu einer 'Aussprache' zwischen Noctis, Rei und Genesis...tja...und schlussendlich saßen sie alle zusammen am Esstisch. Zur gewohnten Zeit..und auch, sobald Gracia runter kommen würde - womit im übrigen keiner so ganz fest rechnete - endlich wieder komplett.
Keiner von ihnen schien wirklich mitbekommen zu haben, dass jemand die Gänge herunter kam. Sich immer wieder an der Wand abstützend. Erst in den Moment, in dem die Tür ein Stück aufging und diese Frage kam, mit der eigentlich niemand so recht was anfangen konnte. In erster Linie waren sie ja sowieso glücklich, dass sie hier unten war....
Miya: "Komm her, setz dich hin. Es war sicher nicht so einfach von deinem Zimmer hierher." Sie rückte mit ihrem eigenen Stuhl ein kleines Stück zurück, ebenso wie sie auch Gracias üblichen Platz nach hinten zog.
Genesis: "Schön, dich soweit wohlauf zu sehen.", man merkte genau, dass ihm die ganze Angelegenheit im Hinblick auf gestern 'peinlich' war.
Noctis: "Was sollen wir denn gehört haben, Gracia? Erwartest du besondere Nachrichten? Es ist seit heute morgen nichts passiert."

[Kairi]

Alex: "Mit Ausnahme natürlich davon, dass du wieder aufgetaucht bist."
Gracia lächelte gezwungen und taumelte dann zu ihrem Stuhl, auf welchen sie sich fallen lies und nur mit Mühe ein Stöhnen - wegen den Schmerzen in ihrem Rücken und allgemein - unterdrücken konnte. "Naja... ich... kann mir nicht vorstellen, dass IHM unsere... Flucht gefallen hat..."
Alex: "Eure Flucht? Wessen Flucht?? Ihr seid geflüchtet?? Boah, ich hätte nie gedacht, dass ausgerechnet meine Schwester mal irgendwo ausbricht, klasse Leistung!" Er schlug ihr kumpelhaft mit der flachen Hand auf den Rücken, worauf hin Gracia sich nur schmerzhaft mit einem "Niargh! ..." aufbäumte und dann wieder wie ein Schluck Wasser in sich zusammen sackte. Nach Luft schnappend. Nicht nur Alex sah sie dann schockiert an. Sondern auch die anderen...
Alex: "Oh, Gott was ist denn mit dir los???"
Gracia: "Ni... nichts... nichts weiter..."
Alex: "Hast du irgendwas am Rücken, zeig doch mal her!" Er wollte sie nur nochmal kurz berühren, da lehnte Gracia sich schon mit einem ungewöhnlich ernsten, unnachgiebingen, fast schon drohenden Blick weg. "Ich habe 'Nein' gesagt, Alex. Ich habe nichts, mir geht es gut."
Alex: "...."
Gracia: "... Habt ihr nun noch etwas gehört?"
Rei: "... Nein, Gracia. Wie dein Vater schon gesagt hat, ist außer deiner Ankunft noch nichts weiter besonderes passiert. Vielleicht kannst du uns ja erzählen, was alles passiert ist. Das würde es uns sicher einfacher machen..."
Gracia sah ihn ein paar Momente stumm an... und schüttelte dann den Kopf. "... Das ist zu viel, das...."
Grace: "... deine Erzählungen sind im Moment das Einzige was Schlüße auf IHN zulässt. Sie würden nicht nur deinen Eltern helfen, sondern auch andere vor demselben Schicksal bewahren, und..."
Gracia: "... Und wer hat mich davor bewahrt?"
Grace: "Viele haben versucht dein leben zu retten..."
Gracia: "Und letztendlich hat der, der es am meisten kaputt gemacht hat, es geschafft."

[Maron]

Gracias Eltern waren beide vor Schreck zusammengezuckt und ihre Augen waren etwas stärker geweitet, als sie sich mit diesem schmerzlichen Laut aufbäumte um letztlich wieder zusammensackte. Die folgende Szene von dieser...irgendwie ungewohnt festen...schier drohenden Haltung...ihr Blick...machte es nicht unbedingt besser. Da war sicherlich etwas, daran bestand gar kein Zweifel. Sie würden es auch noch rausfinden...genauso wie was genau passiert war..dass sie jetzt so..ernst war...
Während Miyas Blick langsam wieder ins Besorgte rutschte - wohl bemerkt anders als vorher - wurde der von Noctis eher nachdenklich. Prüfend konnte man sagen. In die Erinnerungen anderer blicken...das konnte er nicht (mehr..könnte er als Versus)...aber er würde es gerne. Grade der letzte Satz seiner Tochter....sein linkes Augenlid zuckte etwas. "Und letztendlich hat der, der es am meisten kaputt gemacht hat, es geschafft." Man kam nicht umhin zu bemerken, dass sich eine Winzigkeit bei der Gefühlsregung vom König dieser Welt geändert hatte. Auch war klar, dass er kein Wort verlieren würde...vorerst...
Genesis: "...was bringt jemanden, der dich erst aus seiner Familie reißt dazu, dir auf einmal bei deiner Flucht zu helfen? Bei...'eurer' Flucht? Mh??", er sah 'interessiert' zu Gracia...und wandte sich nach einpaar Augenblicken zu Grace um. Von ihr hatte er einen Grund, nämlich die grausame Behandlung, ja eigentlich schon erfahren.