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RE: Thronsaal
Woher nur, kam diese Magie der Sonne.
Gracia und Roy hatten sich irgendwann, am späten Nachmittag, auf das Dach des Schlosses verkrümelt. Tatsächlich gab es auf diesem Stellen, die halbwegs eben... oder immerhin ebener waren als die spitzen Dächer der Türme. Sowohl Roy als auch Gracia hatten sich mit angezogenen Beinen auf die, von Ziegeln abgerundete, Spitze des Haupthauses gesetzt und sahen nun zu, wie sich die Quelle allen Lebens zwischen den Bergen zur Ruhe legte. Es war ein atemberaubender Anblick, welcher Gracia mehr als sowieso schon an ihre Familie und alle, die sie kannte, denken ließ. Besonders bei einer Person blieb sie hängen. Shania. Das letzte Mal, war sie nur mit ihrer Hilfe aus ihrer misslichen Lage entkommen. Hatte sie dafür jemals 'Danke' gesagt? Gracia konnte sich nicht erinnern und schluckte den schmerzhaften Kloß in ihrem Hals herunter. /"... Ich muss sie das mal fragen... woher die Sonne ihre Kraft nimmt..."/ Stumm beobachtete sie die Himmelsscheibe auf ihren letzten Millimetern über dem Gebirge. "Weißt du... auch in in Gaya war sowas wie das hier Seltenheit... ich kann mich kaum an einen solchen Sonnenuntergang in meiner Kindheit erinnern..." antwortete Gracia gedankenverloren auf sein Gemurmel. "Jetzt kommt mir das alles vor... wie ein Geschenk... auf das man unbedingt aufpassen muss... Danke... Roy." Sie wandte den Blick von den glutroten Resten der Sonne ab, und sah den jungen Mann neben sich an. "... Danke, dass du dabei warst." Es war keine Frage, ob sie den Tag genossen hatte oder nicht.
Vorsichtig stand Gracia einige Minuten später von ihrem Platz auf. Es war kühl geworden. Und ein verdächtiges Donnern in der Ferne lies nichts Gutes erahnen. "... Es ist bestimmt besser wenn wir jetzt wieder rein gehen. Bleibst du noch?" ... Vielleicht hätte Gracia auf eine Antwort warten sollen. Dann hätte sie immerhin noch gestanden. Relativ sicher. So wandte sie sich um und nahm einen Schritt... ein Klacken war zu hören und dann ein Gemisch aus einem erschrockenen Schrei (welcher verstummte, als das Mädchen mit dem Kopf nach vorne knallte und sich durch ihren Arm nicht abstützen konnte), klirrenden und zerschellenden Ziegeln und solcher die sich unter dem Abwärtsdruck des gelösten Zigels unter Gracias Fuß ebenfalls lösten. In einem Bruchteil einer Sekunde erklang ein letztes, lautes, metallisches Geräusch... gefolgt vom Geräusch des Windes, welcher durch den fallenden Körper durchschnitten wurde.
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RE: Thronsaal
Dass Gracia sich bei ihm dafür bedanken würde, dass er bei diesem Sonnenuntergang mit ihr zusammen war, hatte er nicht erwartet. Er hatte schon seit sie angefangen hatte, über Gaya zu sprechen und dass ein solcher Anblick auch dort wohl eher die größte Ausnahme war, zu ihr gesehen...bis zu ihrem Dank ruhig und fast überlegend. Er hatte nachgedacht, ob ihm in Gaya in der Vergangenheit schon dieser Anblick geboten worden war. Von den höchsten Häusern aus vielleicht...wenn man jenseits des Stadtgebietes sah. Aber selbst wenn, war das auch lange her.
Als sie sich dann bedankte, kroch ein kleines Lächeln auf seine Lippen. Es bedeutete ihr stumm, dass er ihr dafür ebenfalls dankte. Schließlich waren es solche Momente, die jemandem wie ihn in irgendeiner Weise auch wieder...ja...'aufbauten'? Dass ihre Gesellschaft dabei wohl noch die größere Rolle spielte, musste man ja nicht wissen.
Doch dann musste natürlich auch wieder etwas passieren. Wie immer. Irgendwas war schließlich immer, das die Ruhe erstmal kaputt machte. In diesem Fall waren es Dachziegel, die sich unter Gracias Füßen gelöst hatten. Es war eigentlich nur eine Sache von Sekunden. Sie rutschte und fiel. Ein Klirren und ein Schnitt durch den Wind...
Es war ein vergleichweise leises Ploppen, das dann durch die Luft hallte. Und nur einen Moment später - mitten in der Luft - schlossen sich Arme eilig und doch behutsam um das Mädchen. In der nächsten Sekunde war vom Wind, der ihnen in den Ohren herumgepfiffen ist, nichts mehr zu spüren. Sie hatten festen, sicheren Boden unter den Füßen.
"Alles in Ordnung?", fragte Roy und sah zu ihr nach unten.
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RE: Thronsaal
"Ich will meinen Arm wieder......" Blinzelnd öffnete Gracia ihre Augen und realisierte erst nach einiger Zeit wo sie sich befand. In Roys Armen. Im ersten Moment hatte sie auf ein Bett getippt... "Wow..." Irritiert richtete sie sich aus seinen Armen auf, sah zu den Türmen, auf welchen sie gerade noch gestanden hatten, dann auf den Boden und schließlich zu Roy. "... Das war mehr Adrenalin als ich heute wollte..." Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen und mit einem einfachen Ausatmen, lies sie sich wieder in Roys Arme fallen. Kurze Stille breitete sich aus, in welcher Gracia mit minimal geöffnetem Mund und einem sehr... gracia-untypischen Blick zu ihm hoch schaute. Dankbar, glücklich, fragend... "Du... hast mich gerettet... ....." Wieder einen Moment Schweigen. "... D-Danke..." sagte sie schließlich leise, lächelnd. /"...... Warum......?"/
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RE: Thronsaal
Wenn sie sich nicht von selbst aufgerichtet hätte, hätten sie wohl noch eine ganze Weile einfach so da gestanden...denn Roy hatte keinerlei Intentionen gezeigt, sie wieder loszulassen. Als sie sich dann irritiert aufrichtete und um sich sah, war er schon etwas beruhigter, auch ohne dass sie auf seine Frage geantwortet hatte. Lächelnd rollte er auf ihren Kommentar dann die Augen kurz nach oben. Ja...das war wirklich etwas zu viel Adrenalin...so gar nicht passend auf den Rest des Tages...aber letztlich würde er sich nicht darüber beschweren, ließ sie sich doch dann wieder in seine Arme fallen.
Das zweite Mal bedankte sie sich. So gesehen einmal zu viel für einen Tag...langsam 'verwirrte' es wieder. Nicht nur der Dank...auch das allgemeine...Gefühl, das sich wieder unweigerlich in ihm ausbreitete. Aber das ließ er sich nicht anmerken. Nein, er zuckte nur einmal kurz leicht lächelnd die Schulter. "Jederzeit wieder...mh...ich glaube, damit wäre die für uns typische Störung gut überstanden."
Um sie herum wurde es immer finsterer. Vereinzelt spendeten Lichter aus den Räumen um sie herum Licht. Die Außenbeleuchtung würde erst von den magischen Wesen des Schlosses entzündet werden. Und wieder donnerte es von weiter weg. "Mh...was meinst du, sollten wir wieder in den Turm gehen?"
Einpaar Minuten später waren sie dann wieder oben. Sie hatten sich - mow um sich wieder 'zu beruhigen' - für den Fußweg entschieden. Dass sie dabei mindestens einmal noch fast in einen der 'Angestellten' gelaufen wären, war natürlich für dieses Vorhaben nicht unbedingt förderlich gewesen...aber andererseits war es auch schon wieder amüsant wenn man darüber nachdachte, dass sie vor einem verzauberten Besen davongeschlichen waren, als wäre es eine Wache aus Gaya.
Als sie oben angekommen waren, zuckten die ersten Blitze als Wetterleuchten durch den Himmel. Zerstörerisch wenn sie einschlugen, waren sie vor allem von hier oben durch das Fenster doch ziemlich schön anzusehen. Und so dauerte es gar nicht lange, bis die beiden sich relativ gemütlich vor dem Fenster positioniert hatten und dem zweiten fabelhaften Naturschauspiels dieses Tages zusahen...
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RE: Thronsaal
Es war so einfach sich stundenlang mit Roy zu beschäftigen. Es bedurfte nichtmal vieler Worte, es waren meist Blicke die sie sich zuwarfen und aus welchen man genau herausnehmen konnte, was der jeweils andere ausdrücken wollte. Man hätte diese geheimen Informationen nichtmal in Worte fasse können... Es war lediglich ein Gefühl. Und trotzdem wusste man, dass es stimmte.
Lange sahen sie sich die Blitze jedoch nicht an. Zumindest nicht so genau. Es begann zu regnen und die schweren Tropfen auf dem Glas verbargen die hellblauen Lichtfunken in der entfernten Dunkelheit der Nacht. Das Licht im Turmzimmer war dämmrig und nur direkt im Licht des einfallenden Mondes konnte man sehen. Dafür aber ziemlich gut. Und so kam es, dass die beiden jungen Menschen in einer Form beieinander saßen wie man es in jeder ihrer gemeinsamen Zeiten irgendwann einmal bei ihnen beobachten konnte. Roy saß im Schneidersitz mitten im Raum, dort wo das Mondlicht ihm erlaubte zu sehen. Auf seinen Beinen lag ein lupenreines, weißes Blatt, welches von seinem Bleistift sanft schraffiert wurde. Gracia hatte ihren Kopf an seine Schulter gelegt und stützte sich hinter seinem Rücken mit einem Arm ab. Die Beine locker an ihren Körper gezogen, die Haare über die Schulter nach vorne gelegt.
Auf Roys Blatt nahmen 2 Szenarien Form an, welche ineinander über gingen. Es war der stürmische Himmel, welcher von der Sonne in alle möglichen Rot- und Gelbtöne gefärbt wurde. An den Rändern, wo die Sonne die Szenerie bereits verlassen hatte rankten sich dunkle Blitze über das Blatt und in der Mitte, auf einem Fels, erkannte man die Silhouette 2er Personen. "Mensch, du bist aber ganz schön warm..." bemerkte Gracia nach einiger Zeit und legte ihre verhältnismäßig kalte Hand an seinen Nacken. "ist das immer so, das fühlt sich garnicht gut an..."
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RE: Thronsaal
Die Idee, im Licht des Mondes zu zeichnen war genauso spontan gekommen, wie alles andere an diesem Tag. Und doch hatte es wieder perfekt reingepasst. Zu diesem Tag und zu ihnen. Ein Motiv war schnell gefunden und auch bald durch die Striche zu erkennen. Konzentriert wie immer hatte Roy, kaum dass er angefangen hatte, alles Unwichtige um ihn herum ausgeblendet. Allen voran seine Umgebung und die Zeit, die langsam...oder doch relativ schnell verstrich. Gracia war in seiner Aufmerksamkeit geblieben. Einmal hatte er in der Zeit auch mal seinen Kopf kurz an ihren gelehnt...für einpaar Sekunden, während er über den nächsten Zeichenschritt nachdachte.
Irgendwann, irgendwie fast unvermittelt, drang dann Gracias Stimme durch die Stille und ihre...relativ kalte Hand in seinem Nacken brachte ihn gänzlich in die Realität zurück. Sie hatte Recht, er war wirklich ziemlich warm. Etwas, das er durchaus irgendwie mitbekommen hatte aber irgendwie...naja. Er hatte in den letzten Minuten auch öfters mal fest geblinzelt, fast als wollte er etwas 'ausblenden', das ihn störte. Jetzt sah er...recht 'glasig' an die gegenüber liegende Wand und nahm einen unnatürlich tiefen Atemzug. Ein Aufblitzen von draußen erlaubte einen Blick auf eine kleine Uhr, die im Schrank stand. Inzwischen war es weit nach 21 Uhr...
/"Shit...shit..."/ Seine linke Hand wanderte in seine Hosentasche...aber wonach auch immer sie gesucht hatte, sie fand es nicht.
Immer mehr überrannte ihn das, was sich seit ihrer Rückkehr in den Turm angestaut hatte. Fieber. und ihm war auch klar, warum es dazu gekommen war...
"Nein... ich hab...hab's vergessen...", murmelte er..obwohl man nicht davon ausgehen sollte, dass es eine Antwort an Gracia war. Inszwischen lag sein Stift auf dem Boden, genauso wie das Blatt. Er lehnte sich etwas nach hinten und drückte kurz mit einem Finger auf den Handrücken der anderen Hand. Der dabei enstandene Druckfleck blieb unnatürlich lange, woraufhin er den Kopf etwas schüttelte und das Gesicht schließlich leicht verzog. "Schon das zweite Mal..."
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RE: Thronsaal
"R-Roy?" Gracia hatte sich von Roy weg gelehnt und war ein Stück von ihm weg gerutscht, um ihm Platz zu machen. Plötzlich wirkte der junge Mann hektisch, vielleicht auch panisch, zumindest ließ sein Gesicht genau darauf schließen. Er drückte sich einen Finger auf seinen Handrücken und murmelte vor sich hin. "Roy, was ist los, was hast du denn vergessen?" fragte Gracia wieder und lehnte sich nach vorne um in sein Gesicht sehen zu können. Plötzlich konnte sie die Wärme, die von ihm ausging, beinahe fühlen. Ein starkes, plötzliches Fieber. Fieber... Fieber....... Mit einem Mal fiel es ihr wie Schuppen von den Augen und eben diese weiteten sich. "D-du bist auch krank??" Mit einem Ruck zuckte Gracia ein Stück zurück. "Was hast du vergessen, hast du Medizin dafür? Warum habt ihr euch selbst infiziert??"
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RE: Thronsaal
Für einpaar Sekunden hatte er die Augen fest geschlossen gehalten. Genau zu der Zeit, als Gracia sich wieder etwas zu ihm gelehnt hatte und schließlich selbst auf die Antwort kam, was los sei. Als er dann die Augen öffnete und den Kopf etwas zu ihr drehte, da wich sie schon wieder ein Stück zurück. Ein Teil von ihm dementierte jetzt schon wieder deutlich das, was er vorhin gesagt hatte, dass die typische Stresssituation schon überwunden sei. Der andere gab sich einer anderen 'Erkenntnis' hin...nämlich dass man sich durch das bloße Tragen des Virus schon irgendwie wie das Monster fühlte zu dem man unter Umständen werden könnte...
Es dauerte einige Zeit bis er anfing zu sprechen. Vielleicht hatte er vorher überlegt, ob er wirklich mit der Sprache rausrücken sollte. Aber was hatte er schon zu verlieren... "Ich bin als einziger infiziert...als wir die Sporen verteilt haben...hab ich selbst wohl zu viel davon eingeatmet. Und als wir zurückkamen, da hat Amila uns getestet...und bei mir war's positiv. Aber sie hat vorsorglich ein Mittel hergestellt, das ein Anstecken und den Ausbruch unterbindet...Letzteres nur, wenn man's regelmäßig nimmt..." Er pausierte an dieser Stelle. Seinen linken Arm hatte er inzwischen an seine Stirn gehoben. Natürlich hatte es keine hilfreiche Wirkung aber wie beim ersten Mal, als das passiert war, hatte es irgendwie eine minimal 'beruhigende' Wirkung. Aber er zitterte etwas.
"Drei Mal täglich, stundengenau, eine Tablette...ich hab..die Abenddosis vergessen..." /"Tse...als wären die Nächte nicht sowieso schon immer schlimm genug..."/ Der Ausdruck in seinen glasigen Augen, die weiter auf Gracia gerichtet waren, hatte etwas...beinahe entschuldigendes konnte man sagen. Wofür auch immer.
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RE: Thronsaal
Hin und Her gerissen zwischen ihrem Wunsch Roy zu beruhigen und ihrer Angst, sich selbst auchnoch anzustecken verharrte Gracia beinahe regungslos in ihrer leicht nach hinten gelehnten Stellung. Sie beobachtete den jungen Mann vor sich. Er zitterte, hob einen Arm an seine Stirn, blickte sie aus Augen an die einen seltsamen Ausdruck annahmen. Sie waren glasig, trüb... und schienen sich entschuldigen zu wollen. Für was? Gracia lies die Frage für sich unbeantwortet und forstete in ihren Gedanken nach einer ganz rationalen Lösung für das Problem. Natürlich. Nach dem ersten Schreck hatte sie sich wieder gefangen und sich so weit erstmal wieder normalisiert. "... Dann, dann geh und nimm die dumme Tablette halt jetzt noch ein!" Sie sah nicht, warum das nicht gehen sollte. Ihr erschien die dunkle Seite nicht unbedingt wie eine Gesellschaft, die viel Wert auf Tugenden wie Ordnung und Pünktlichkeit legte. Ganz anders als in Gaya wirkte alles sehr viel légerer... sicher hatte Amila das bei ihren Forschungen berücksichtigt.
Langsam drang dann auch eine andere Frage in ihren Hinterkopf. Winzig zuerst, aber je länger sie darüber nachdachte, desto drängender wurde es, diese Frage zu stellen. "Und was... was genau passiert jetzt... wo du das nicht genommen hast?"
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RE: Thronsaal
"Das geht nicht...", sagte er und schüttelte leicht den Kopf. Er wandte sich wieder ab und sah einige Zeit lang an die Decke, jedoch ohne sich wirklich auf diese zu konzentrieren. Nein, er dachte an das erste, dumme Mal zurück, als er eine Tablette vergessen hatte. Da war er auch der Meinung gewesen, dass er sie einfach nachträglich noch nehmen könnte, wurde aber vorher eines Besseren belehrt. Schließlich erklärte er, etwas abwesend klingend: "Es hat schon einen Grund, warum sie stundengenau eingenommen werden müssen. Wenn der Rhythmus von der ersten Einnahme nicht eingehalten wird, dann kann es im schlimmsten Fall passieren, dass die Wirkung komplett umgedreht wird und dass alles noch viel schneller geht als normal...muss nicht sein, kann aber."
Dann sah er wieder zu ihr, schloss aber gleich die Augen für einen Moment. Kopfschmerzen bahnten sich an. Und dem ersten Pochen folgte dann Gracias Frage. Eigentlich war es zu erwarten gewesen, dass diese gestellt werden würde.
Ansatzweise bitter oder gar...'betrübt' senkte sich sein Blick auf den Boden zwischen ihnen. "Ich mutiere. Nicht viel wahrscheinlich und der Prozess hört auch wieder auf, wenn ich morgen früh die Tablette nehme. Fängt etwa...zwei bis drei Stunden nach dem Ausbruch des Fiebers an. Das letzte Mal war's...eine Narbe, die verkrustet ist. Nichts Weltbewegendes also...für den Moment." Er sah erneut in ihr Gesicht und ließ gleichzeitig den Arm wieder fallen. "...Vielleicht sollte ich gehen...du hast eigentlich schon genug mit diesem Virus zu tun..."
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RE: Thronsaal
Er würde mutieren.
Für einen kurzen Moment verschwamm alles um Gracia herum. Es war genau der Moment den sie brauchte, um genau diese Information zu fassen. Warum sie das so aus der Bahn warf, wusste sie selbst nicht so genau. Wahrscheinlich war es einfach die Vorstellung, wie das sein musste, LANGSAM zu mutieren. Schon die schnelle Version hatte sie sich schrecklich vorgestellt. Natürlich, von den Telefonaten mit ihrer Mutter hatte sie sich das gut ausmalen können. Aber möglicherweise den Rest des Lebens auf Tabletten angewiesen zu sein von denen einmaliges Vergessen den Körper zerstören könnte.........
"Ist... ist in Ordnung..." Ihre Blicke trafen sich kurz und Gracia stand auf. Die Neugier, zu erfahren WO die erwähnte Narbe sich befinden sollte, unterdrückte Gracia und versprach sich bei einem späteren Treffen danach zu fragen. Sie hielt ihm die Hand hin. "Roy, meine ganze Familie, fast alle die ich kannte, haben sich in Monster verwandelt. Ich könnte nicht noch mehr mit dem Virus zutun haben."
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RE: Thronsaal
Er konnte sich ausmalen, dass sie diese Vorstellung recht traf. Er selbst hatte natürlich auch die schnellen Mutationen gesehen und zu der Zeit natürlich auch schon an den Tabletten gehangen. Für ihn selbst war es auf jeden Fall ziemlich verstörend gewesen. Zumal die Mutationen nicht unbedingt schmerzfrei von statten gingen. Die Narbe war nicht so schlimm gewesen, sie war eben nur ziemlich klein gewesen. Er wollte sich nicht vorstellen, wie größere Mutationen...zum Beispiel der ganze Arm oder sowas, wären.
Ein gewisses Schuldgefühl breitete sich wenig später in ihm aus. Vorhin, als er selbst noch in Ordnung gewesen war, war es beim Gedanken daran, dass Gracias Familie und Freunde zu diesen...Monstern geworden waren, nicht aufgetaucht...aber jetzt, wo er es wieder selbst spüren konnte. Vielleicht nahm er auch deshalb nur zögerlich ihre Hand - kühl und irgendwie... - und stand auf. Eins stand fest, zurück im Schloss würde er entweder zu Amila runter oder gleich in sein Bett gehen.
"Wir haben's wohl doch wieder nicht geschafft...trotzdem danke...", sagte er für einen Moment schwach lächelnd, ließ dann ihre Hand los und zerdrückte gleichzeitig mit der anderen eine Portalkapsel....und weg war er...
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RE: Thronsaal
Mit einem Gefühl, das einer Mischung aus Verzweiflung und Genugtuung glich, sah Gracia zu wie Roy sich vor ihren Augen dematerialisierte und verschwand. Sie blinzelte 2 mal und wandte ihren Blick durch das Zimmer, welches ihr nun seltsam... fremd vorkam. So stand sie still da, ihren Blick vom Licht des Mondes abgewandt, das Gesicht im Schatten und mit den Gedanken bei Roy. Bei Roy, der sich langsam aus ihrer Erinnerung wand, je stärker sie versuchte an ihm festzuhalten. War der Tag real gewesen? ... Hatte er sie wirklich gerettet? ... Würde er wirklich mutieren?
Es dauerte eine ganze Weile bis Gracia dann ihre Sachen vorbereitete und sich langsam wieder nach unten, zu den anderen gesellte. Sie bereitete sich ihr Nachtlager im Fensterbrett, das vom Mond nicht beleuchtet wurde. Dort, in vollständigen Schatten gehüllt, wandte sie ihren Blick den Sternen, den anderen Welten zu. Langsam fiel ihr Kopf an die kühle Fensterscheibe, wo ihr ruhiger Atem sich niederschlug. Und ihr Traum führte sie an eben den Ort, wo ihre Gedanken schon den ganzen Tag gewesen waren. Zu Roy.
Und die Nacht danach.
Und die Nacht DAnach.
...
Es vergingen 2 weitere Monate in denen sich Maron und Gracia erholten und sich aus der Wehrlosigkeit kämpften. Während Erstgenannter kaum noch Einschränkungen blieben und sie beinahe wieder die Alte war, sah die Sache für Gracia anders aus. In einem Anflug von Unzufriedenheit mit sich selbst - nachdem sie satte 12 Stunden lang versucht hatte ihre akrobatischen Fähigkeiten auf rechts zu spiegeln und zum zweimillionstendreihundertsechsundfünfzigtausendstenneunhundertzweiundsiebzigsten Mal auf der Nase gelandet war - hatte sie sich ihren Mantel so verändert, dass ihr linker Arm nun ähnlich wie bei Auron in selbigen steckte und es quasi unmöglich machte diesen zu nutzen (was ja auch so nicht möglich war, sie konnte ihn schließlich kaum mehr heben). Nach dieser drastischen Maßnahme und weiteren - teilweise bösartigen - Stürzen hatte auch sie es geschafft ihr jetziges Defizit in Beweglichkeit mit umso stärkeren Schwert-Tritt-Kombinationen auszugleichen. Ihre Trainingseinheiten mit dem im Schloss gefundenen Katana-Schwert zeigten Wirkung und die zusätzlichen Kraftübungen für die Arme taten ihr übriges.
"Lasst uns aufbrechen." Mira und die anderen drehten sich zu Gracia um; es war selten geworden, dass sie sprach.
Mira: "Wohin?"
Gracia: "Zu Kairi. Es wird Zeit, dass wir das hier zuende bringen."
Mira: "Aber..."
Gracia: "Ihr könnt ja gerne hier bleiben und in Sicherheit alt werden. Aber wir haben alle ein paar Leute zu retten und zwar so schnell wie möglich."
Mira: "Aber ihr seid doch immernoch nicht gesund!"
Gracia: "Und werden wir auch nichtmehr werden, wenn wir die anderen nicht finden. Also. Kommt ihr? Oder nicht?"
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RE: Thronsaal
Keiner hatte im Nachhinein etwas von Roys Besuch mitbekommen, erfahren oder geahnt. Aber wie auch, Gracia schwieg. Von Tag zu Tag mehr. Zumindest Maron schien das zwar sehr aufzufallen, aber nicht wirklich zu stören. Wieso auch, sie war eh viel zu vertieft darin, ihr Bein wieder fit zu kriegen und sagte selbst auch nicht unbedingt viel. Höchstens abends, im Zimmer, wenn sie sich mit Sakura unterhielt. Sei es über ihren eigenen Fortschritt oder den der Weißmagierin und des Katzenmädchens auf der Suche nach Kairi.
Dass wieder zwei Monate vergingen, merkte man in diesem riesigen Schloss eigentlich gar nicht. Oder besser gesagt, es kam einem noch länger vor, da die Tage irgendwie nicht wirklich enden wollten. Das einzige, woran Maron die Zeit merkte war, dass ihr Bein wieder in Ordnung kam und sie irgendwann sogar die schwere Tür zur Werft verbeult bekommen hatte. Den Rest des Tages hatte sie beinahe unverschämt gute Laune gehabt.
Der seltene Klang von Gracias Stimme ließ die Brünette sofort herumwirbeln. Die Worte selbst waren an der Reaktion auch nicht ganz unbeteiligt. Aber sie blieb stumm. Natürlich, hatte doch Mira schon angefangen, mit einem (nutzlosen) 'Aber' zu kontern. Mit immer ernster werdender Miene sah sie sich die kurze Diskussion an und trat am Ende an Gracias Seite.
"Bin dabei. Es ist wirklich Zeit, dass wir weitermachen. Der Gedanke, dass unsere Freunde schon monatelang in diesem Zustand sind, macht mich krank...eher noch als die zerstörte Basis! Außerdem...habt ihr sie doch gefunden! Wieso also noch länger warten und riskieren, dass sie wieder verschwindet?"
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RE: Thronsaal
Diese einzige, bis jetzt noch sehr kurze und alles andere als chaotisch verlaufende Diskussion löste in Gracia ein Gefühl aus, dass nach einer Flucht vor die Kloschüssel verlangte. Es war seltsam wie schwer es war, zu reden und mit unterschiedlichen Meinungen zurecht zu kommen, wenn man selbiges immer mehr zu vermeiden versuchte. Dementsprechend 'angeekelt' und 'genervt' drehte sie Mira schließlich den Rücken zu... und Maron erhob das Wort.
... Vielleicht war es garnicht die Tatsache des Redens gewesen, die ihr dieses Gefühl gegeben hatte. Vielmehr wohl eher die Unlust auf eine Diskussion in der sie sich durchsetzen musste. Denn als Maron nun das Wort erhob, verflüchtigte sich das Gefühl in ihrer Magengrube etwas. Sie stellte sich auf ihre Seite und war ebenso bereit wie sie selbst endlich Kairi zu besiegen... zu erlösen... zu wie auch immer. Schlussendlich gab sich Mira dann geschlagen und da Sakura nichts mehr weiter einzuwenden hatte, lies Gracia die 4 Mädchen nach Destiny Islands verschwinden.
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